Weihnachten auf Katalanisch

Haben Sie sich auf Weihnachten gefreut? Auf das Beisammensein, auf die Geschenke, auf das Essen? Bei uns in Katalonien ist Weihnachten selbstverständlich DAS Familienfest schlechthin. Dazu trifft sich am ersten Weihnachtstag die gesamte Familie im Hause der Eltern, um dort gemeinsam zu reden, zu essen, sich beschenken zulassen, zu tanzen, zu trinken…

Wie so ein Tag aussieht? Im Folgenden möchten wir Ihnen von unserem letzten Weihnachtstag berichten:

Der 25. Dezember, morgens. Wir, dass heißt Veronica, Ralf und Luca stehen erst spät auf, um dann direkt das neue Puzzle, dass das Christkind am Vorabend gebracht hatte, auszuprobieren. Dazu sei gesagt, dass das Christkind sowohl in Katalonien als auch im restlichen Spanien völlig unbekannt ist; da aber Lucas Vater bekennender Verehrer des Christkinds ist, hat der Sohnemann Glück gehabt.

Warten macht hungrig...

Warten macht hungrig…

Nach dem Spielen und einem kleinen Frühstück (Veronica: „Iss nicht soviel, nachher gibt’s Mittagessen!“) machen wir uns schick und startklar für die Fahrt zu den (Schwieger-) Eltern im nahegelegenen Dörfchen Montbrió. Da an Weihnachten auf Pünktlichkeit besonderen Wert gelegt wird, sind wir schon um 14 Uhr im Hause der Eltern angekommen, eine halbe Stunde Zeit um mit allen Familienmitgliedern einen kleinen Plausch zu halten und schon einmal einen Aperitif zu trinken.

Und dann ist es soweit! Punkt 14.30 beginnt das Festmahl, das von Veronicas Mutter in stundenlanger Arbeit vorbereitet wurde. Seit morgens 8.30 Uhr steht sie in der Küche und kocht, was das Zeug hält. Alle Jahre wieder sagt sie, dass wir kommendes Weihnachtsfest in ein Restaurant gehen werden, doch alle Jahre wieder steht sie am 25. Dezember in der Küche und freut sich auf die Familie und das Essen.

Es folgen nun unglaubliche 27 Gerichte! Alleine der Tisch mit den Vorspeisen scheint zu bersten: Oliven, Manchego-Käse, mit Thunfisch gefüllte Eier, Gambas, Meeresfrüchtecocktail und und und! Auch die Getränke, um die sich klassischerweise der Vater kümmert (noch nicht einmal der Schwiegersohn darf sich darum kümmern) können sich sehen lassen: Bier aus Barcelona, Wein aus dem Priorat, Vermut aus Reus, Cola und Wasser für die Kinder!

WeihnachtsschmausWas dann folgt, ist wie ein kleines Weihnachtswunder: Der festlich gedeckte Tisch, die fröhlichen Familienmitglieder, die unbeschwerte Atmosphäre – innerhalb kurzer Zeit verwandeln wir uns: Wir hören zu, wir nehmen uns Zeit, wir reden, wir lachen, wir freuen uns, wir singen!

Und es folgt der Hauptgang: Stockfisch in Soße, Seehecht mit Gemüse, Hähnchenflügel mit Paprika… Es wird weiter geredet und gelacht, die Kinder tragen ein Gedicht vor, kleine Geschenke werden überreicht.

Und es folgt der Nachtisch: Turron, Schokolade, Eis, Kaffee, Sekt…

Um kurz nach 20 Uhr sind wir dann „leider“ fertig! Fünfeinhalb Stunden sitzen wir nun am Tisch und erfreuen uns am Leben! Die Zeit rast nur so dahin, als ob jemand den Zeiger der Uhr mit doppelter Geschwindigkeit bewegen würde. Wir spielen noch eine Partie „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ – lachen, frotzeln und sind glücklich! Kurz vor 23 Uhr und nach einer warmen Weihnachtssuppe mit großen Teigmuscheln, neigt sich der Abend dann dem Ende. Die Nacht ist schon lange hereingebrochen, die Gespräche werden leiser und wir machen uns auf den Weg nach Hause! Jetzt wissen wir wieder, warum wir uns auf Weihnachten so freuen.

 

Herzliche Grüße aus Katalonien

Veronica und Ralf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert