Spanien und das Olivenöl

Kein Land auf der Welt produziert soviel Olivenöl wie Spanien. Doch ist dieser Umstand auch Garant für qualitativ hochwertiges Olivenöl? Leider muss die Frage mit einem eindeutigen Nein beantwortet werden. Wie zum Beispiel im Tourismus so ist es auch beim Olivenöl: Die Masse machts, da werden Milliarden von Euro umgesetzt, während die, die auf Qualität setzen, durchweg mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Somit können Sie einen Großteil des spanischen Olivenöls im wahrsten Sinne des Wortes „in die Tonne werfen“. Doch, und das ist vielleicht der Hoffnungsschimmer: Seit einigen Jahren lernen wir immer mehr Produzenten kennen, bei denen ein Umdenken stattfindet. Ob nun aus Überzeugung und aus Liebe zur Qualität oder aus wirtschaftlichem Interesse (auch hier merken Produzenten, das es beispielsweise für gute Bio-Olivenöle durchaus eine Kundschaft gibt) sei dahingestellt. Fakt ist, dass sich mehr und mehr Produzenten auf den Weg machen, sich von der Masse abzuheben.

Doch um die Bedeutung des (Massen-) Olivenöls in Spanien zu verstehen, haben wir Zahlen recherchiert, die eben diesen Umstand bestätigen:
Die größte Anbaufläche weltweit mit 2,2 Millionen Hektar besitzt Spanien, es folgen Italien mit 1 Mio. und Griechenland mit 830 Tausend Hektar (Zahlen von 2007, Quelle: Eurostat). Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen sind.
Wer einmal durch Andalusien mit dem Auto gefahren ist, der weiß von den endlos langen Olivenbaum-Plantagen, die sich über Kilometer an den SESJA-00295-00traßen entlang ziehen.
Nirgendwo anders auf der Welt wird so intensiv und auf so großer Fläche Olivenanbau betrieben. Über 60 % aller spanischen Olivenöle kommen aus Andalusien. Dagegen wirken die anderen Anbaugebiete, in denen Olivenöl produziert wird, nahezu klein. In Castilla La Mancha sind es gerade einmal 15 %, in Exremadura keine 10 % und bei uns in Katalonien noch nicht einmal 5 %.
Der Olivenanbau in Spanien lässt sich in 10 große Gebiete unterteilen, die sich aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen und bzgl. der Höhe und Bodenbeschaffenheit unterscheiden. Bei uns in Katalonien beispielsweise wird überwiegend die Sorte Arbequina angebaut, während im südlichen Spanien Hojiblanca und Picual vorherrschen.
Insgesamt aber gibt es alleine in Spanien über 250 verschiedene Sorten (mit Untersorten), einige, die kaum noch angebaut werden und von denen es nur noch wenige Bäume gibt.

Diese Zahlen untermauern die wirtschaftliche Bedeutung des Olivenöls für den spanischen Agrarsektor. Doch neben der quantitativen Bedeutung muss auf jeden Fall auch die emotionale Bedeutung des Öls erwähnt werden. Dazu möchten wir kurz erzählen, was uns vor wenigen Wochen in der Nähe von Malaga passiert ist:
Auf einer unserer Erkundungstouren für eine neue Rundreise in Andalusien waren wir Anfang Dezember bei Antonio zu Besuch. Zusammen mit seiner Frau betreibt der 60-jährige eine wunderschöne Finca mit nur 4 Gästezimmern, die inmitten seiner Olivenhaine steht. Als wir ankamen, war Antonio gerade mit einigen Freunden bei der Olivenernte. Er nahm sich kurz Zeit für uns, um das Haus, das noch vor wenigen Jahren eine Ruine war, zu zeigen. Danach standen wir zusammen mit seinen Freunden zwischen den Olivenbäumen. Und dann fing Antonio an zu erzählen, von der Genossenschaft, wohin Sie jahrelang geliefert haben, von der schlechten Öl-Qualität, die sie produzierte und von dem radikalen Wechsel, den Sie vollzogen. Canada
Jahrelang hatten Sie ihre einwandfreien Oliven der örtlichen Genossenschaft abgeliefert, die allerdings kümmerten sich kaum darum, sie blieben bisweilen mehrere Tage in einer Ecke liegen und verfaulten bis die Oliven endlich weiterverarbeitet wurden. Das Ergebnis war dementsprechend schlecht bis katastrophal. Antonio wurde von Jahr zu Jahr zorniger. Seine Oliven, seine Arbeit, sein Stolz durfte doch nicht in schlechtem Öl münden!
Und dann hatte Antonio genug! Vor drei Jahren verließ er die Genossenschaft und bringt seit dem seine Oliven zu einer modernen Olivenmühle in die Nähe von Granada. Ein weiterer Weg, mehr Arbeit, mehr Kosten, aber dafür ein einwandfreies, Olivenöl extra nativ!
Aus Liebe zu seinen Oliven hat sich Antonio auf einen steinigen Weg gemacht, doch die Qualität des Öls und die zahlreichen Kunden beweisen, dass es auch in Spanien mehr und mehr Produzenten gibt, die auf Qualität anstatt Quantität setzen.

Herzliche Grüße aus Katalonien
Veronica Ventura und Ralf Wigger

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